Steuler Fliesengruppe stellt Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung. Ziel ist eine Neuausrichtung für die Zukunft.
Der Vorstand der Steuler Fliesengruppe AG hat sich dazu entschlossen, beim Amtsgericht Bremen einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung zu stellen. Ziel ist es, die Unternehmensgruppe in den nächsten Monaten erfolgreich zu restrukturieren, um gestärkt aus dem Verfahren hervorzugehen und damit den Fortbestand der Fliesen-Unternehmen und der Arbeitsplätze zu sichern. Der Geschäftsbetrieb läuft vollumfänglich weiter. „Wir sind mit der gewohnten Zuverlässigkeit für unsere Kunden und Lieferanten da und vertrauen darauf, dass diese uns umgekehrt während dieser herausfordernden Phase die Stange halten. Ich bin zuversichtlich, dass wir als Unternehmensgruppe Anfang 2024 leistungsfähiger denn je aufgestellt sein werden“, betont Peter Wilson, Vorstand der Fliesengruppe. „Dabei ist ein solches Eigenverwaltungsverfahren, das wir anstreben, etwas ganz anderes als eine sogenannte Regelinsolvenz. Der Fortbestand des Unternehmens ist das klare Ziel aller Beteiligten.“, so Wilson.
Die Steuler Fliesengruppe ist Spezialist für die Herstellung und Vermarktung von Wand- und Bodenfliesen. Sie agiert in einem sehr wettbewerbsintensiven Heimatmarkt sowie ausgewählten Exportmärkten. Neben einer fokussierten und intensiven Zusammenarbeit mit führenden Adressen im Groß- und Fachhandel sowie mit Bau- und Heimwerkermärkten basiert die Unternehmensstrategie auf der Marktnähe mit Fliesen „Made in Germany“. Die Steuler Fliesengruppe beschäftigt insgesamt rund 650 Mitarbeiter an vier Standorten (Bremen, Bremerhaven, Mühlacker und Leisnig).
Der Grund für die nun notwendige Sanierung ist die deutschlandweite, in der Nachkriegszeit historisch einmalige Baukrise bei gleichzeitig ebenfalls stark rückläufigen Märkten in ganz Europa. Eine extreme Steigerung der Baupreise und Zinsen für Immobilienkredite sowie die große Verunsicherung über neue Vorschriften im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz in Deutschland führten in den vergangenen Monaten zu deutlich sinkenden Umsätzen im Fliesengeschäft, die in einem drastischen Einbruch im Juni mündeten. Hinzu kamen die Kapriolen an den Energiemärkten, die auch die Kostenseite unberechenbar machten – die seriöse und vorausschauende Einkaufspolitik bei Energie wurde in einem Umfeld völlig unerwartet stark fallender Spotmarktpreise zum Bumerang.
Das jetzt geplante Sanierungskonzept, das auch unter Einbeziehung eines potentiellen strategischen Partners erarbeitet werden soll, wird dazu beitragen, die Phase der Insolvenz zügig zu verlassen. „Da wir in Deutschland deutlich mehr neuen Wohnraum brauchen, als derzeit gebaut wird, gehen wir davon aus, dass es sich bei der derzeitigen Markschwäche um einen vorübergehenden Zustand handelt. Auch die Energiepreise entwickeln sich unserer Einschätzung nach aktuell so, dass diese ab dem Jahr 2024 im Wettbewerb keine entscheidende Rolle mehr spielen werden“, so Alexander Lakos, Vorstand der Steuler Fliesengruppe, zuversichtlich.
Die Eigenverwaltung wird von den Restrukturierungsexperten von Ebner Stolz (Köln) begleitet. Als Generalbevollmächtigter soll Herr Jan Hendrik Groß von Ebner Stolz bestellt werden.
Die anderen Sparten der Steuler-Gruppe (Linings und Anlagenbau) sind von den beschriebenen Maßnahmen ausdrücklich nicht betroffen.